Bischof segnet neuen KJF-Komplex

"Ort der Nächstenliebe"

STRAUBING (ss/sm) – Das ehemalige Bischöfliche Studienseminar in Straubing ist ein Ort der Inklusion. Mit dem Segen durch Bischof Rudolf Voderholzer wurde ein neuer Gebäudekomplex offiziell seiner Bestimmung übergeben. „Hier erfahren Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen mit Behinderung eine individuelle Unterstützung, die ihnen Chancen im Leben eröffnet: Bildung, Förderung, Beratung und Wohnraum unter einem Dach – hier ist ein Ort der gelebten Nächstenliebe. Dies wäre nicht möglich, ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Katholischen Jugendfürsorge, die jeden Tag großartige Arbeit leisten – dafür spreche ich Ihnen meinen großen Dank und Respekt aus“, sagte Bischof Voderholzer im Rahmen der Segnungsfeier. 

Auch Domkapitular Michael Dreßel, Vorsitzender der Katholischen Jugendfürsorge (KJF), lobte die Einrichtung: „Die KJF ist Anwältin für das Leben, besonders dann, wenn es verletzlich ist. Und das nicht nur in der Theorie, sondern in der Praxis. Wie breit gefächert das KJF-Angebot ist, zeigen die verschiedenen Einrichtungen, die hier ihre Heimat gefunden haben. Großartig!“

KJF-Direktor Michael Eibl brachte seine Freude über den erfolgreichen Abschluss der umfangreichen Baumaßnahme zum Ausdruck: „Ein Ort der Begegnung und des Miteinanders ist entstanden, der vielen Menschen eine Perspektive bietet. Gerade die zentrale Lage, mitten in Straubing, ermöglicht den Menschen, die hier wohnen, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Ich bedanke mich bei allen Fördergebern und Partnern, die zum Gelingen dieses Bauprojekts beigetragen haben.“

Ein Ort des Miteinanders und der Begegnung

Das Erzbischof-Buchberger-Zentrum war schon immer ein Ort der Begegnung, des Miteinanders, der Bildung und Förderung. Es wurde als Bischöfliches Studienseminar 1885 vom Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey gegründet. Nachdem die Bischöfliche Administration Anfang der 1990er-Jahre die Schließung der Einrichtung wegen rückläufiger Schülerzahlen beschlossen hatte, erwarb die KJF unter Federführung ihres damaligen Direktors Prälat Josef Schweiger Gebäude und Gelände. 1995 begann der damalige Schulleiter Klaus Welsch dort mit zwei Klassen. 1999 zogen die Wohngemeinschaften St. Hildegard ein.

Heute befinden sich die Wohngemeinschaften St. Hildegard für erwachsene Menschen mit Behinderung, die Papst-Benedikt-Schule, ein Förderzentrum mit Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung, das zugehörige inklusive Kinderhaus und die Tagesstätte unter einem Dach. 220 Kinder und Jugendliche werden aktuell dort gefördert. Im sogenannten Berlingerbau befinden sich außerdem eine Heilpädagogische Tagesstätte, Förder- und Fachräume, Räume für Beratungen und die Verwaltung, ein integrativer Kindergarten und eine integrative Kinderkrippe sowie eine Wohngruppe für Erwachsene mit einer Körperbehinderung. Weitere vier Wohnplätze entstehen im Kapellenbau. Ebenfalls im fünfgeschossigen Kapellenbau wird eine Tagesbetreuung für 20 ältere Menschen (kurz: TENE) mit Behinderung angesiedelt. In den unteren zwei Geschossen befinden sich Speisesaal und Küche für die Tagesstätte sowie Räume für die Sozialen Dienste Jakob Reeb.

Architekt Siegfried Knipl ging auf die technischen und baulichen ­Herausforderungen ein, die es bei der Sanierung des historischen Bauwerks zu bewältigen galt, und verdeutlichte die Dimensionen des Gebäudes, in dem 5000 Schalter und Steckdosen verbaut wurden: „Wir haben jeden Quadratmeter bestmöglich genutzt.“ Ein Highlight ist der Meditationsraum mit einer historischen Madonnen-Statue, der zur Ruhe und zum Gebet einlädt. Nachdem der Künstler Alfred Pöschl überraschend verstorben war, übernahmen Helmut und Ruthild Langhammer die Gestaltung des Raums. 

Die Gesamtkosten betragen laut aktueller Berechnung 14,33 Millionen Euro: Die Regierung von Niederbayern steuert 3,62 Millionen Euro bei, der Bezirk Niederbayern 677 000 Euro und die Stadt Straubing 311 400 Euro. Den Differenzbetrag trägt die KJF Regensburg.

In einer Diskussionsrunde stellten Bewohnerinnen und Bewohner der Wohngemeinschaften St. Hildegard sowie Schülerinnen und Schüler der Papst-Benedikt-Schule und Claudia Niedermüller vom „Radio sag’ was“-Team den Gästen einige Fragen. Izabella Varzan, Schülersprecherin an der Papst-Benedikt-Schule, brachte das Stichwort „Inklusion“ in die Runde: „Inklusion bedeutet, den einzelnen Menschen im Blick zu haben, mit all seinen Stärken und Talenten.“ Irmgard Kaltenstadler, Leiterin der Sozialverwaltung des Bezirks Niederbayern, lobte den Inklusionsgedanken, der in den drei KJF-Einrichtungen gelebt wird: „Gemeinsam mit den Trägern und den Verantwortlichen werden wir die Inklusion Schritt für Schritt ausbauen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses Ziel erreichen.“

Begeistert von der
Vielfalt im Haus

Axel Weigert, Leiter der Wohngemeinschaften St. Hildegard, ist begeistert von den vielen Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung: „Kinder und Jugendliche beschulen, Wohnen für erwachsene Menschen mit Behinderung und eine Beratungsstelle für verschiedenste Notlagen – alles unter einem Dach –, einem besseren Zweck konnte das ehemalige Knabenseminar nicht zugeführt werden! Die WG St. Hildegard schafft weitere 16 Wohnplätze, vorwiegend für Erwachsene mit einer Körperbehinderung. Zusätzlich ist eine Tagesstrukturierende Maßnahme für erwachsene Menschen nach dem Erwerbsleben (TENE) entstanden. Unser Anspruch ist es, den Menschen, die sich uns anvertrauen, eine Heimat zu geben, ihnen zu assistieren, wo nötig, und es ihnen zu ermöglichen, mitten in der städti­schen Gesellschaft selbstbestimmt Teil zu haben.“

„Jedes Kind ist einzigartig“ lautet das Motto der Papst-Benedikt-Schule. Entsprechend individuell gestaltet sich die Förderung der Kinder. Nun stehen hierfür weitere freundliche und großzügige Räume nach aktuellem Energiestandard zur Verfügung. „Die Kinder und Jugendlichen mit und ohne Handicap sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten dort optimale Bedingungen zum Leben, Lernen, Spielen und Arbeiten“, dankte Schulleiter Thomas Herbst. Nicola Kern, Leiterin der Sozialen Dienste Jakob Reeb Straubing, freut sich auf das freundschaftliche Miteinander der drei KJF-Einrichtungen.

15.11.2023 - Bistum Regensburg